Stralsund – Lauterbach – Gager – Greifswald
Am 12. Juli macht sich die Hanne Marie mit einer kleinen Crew auf den Weg von Greifswald nach Stralsund. Es geht auf zur 22. Christian-Müther-Gedächtnisfahrt!
1989 durch den Architekten Ulrich Müther ins Leben gerufen, stellt die Mütherfahrt bis heute einen alljährlichen maritimen Höhepunkt rund um den Greifswalder Bodden dar. Ulrich Müther und sein Sohn, Christian, verband die Leidenschaft des Segelns und des Bootsbau. Mitte der 80er Jahre erwarben und restaurierten sie gemeinsam den Schoner Ruden, der zuvor bei den Störtebeker Festspielen als Kogge segelte. Nachdem der damals 28 Jahre junge Arzt Christian Müther 1989 unverhofft in Folge eines Asthmaanfalls verstarb, setzten sich Ulrich und seine Frau Astrid Müther für einen alljährlichen Segeltörn mit historischen Schiffen in Gedenken an ihren Sohn ein. Der Törn soll asthmakranken Kindern einige unbeschwerte Tage des freien Atmens bei frischer Seeluft fernab von den Sorgen des Alltags ermöglichen. Um eine umfangreiche ärztliche Versorgung zu garantieren, tauschen Ärzte der Greifswalder Universitätsklinik den Kittel gegen Ölzeug und segeln Seite an Seite mit den kleinen Seefüchsen.
Am Abend läuft die Hanne Marie unter Segeln in den Hafen des Wasser- und Schifffahrsamtes auf dem Dänholm ein. Eine Vielzahl alter Schiffe, angereist aus verschiedensten Himmelsrichtungen, liegt bereits dort, wo sonst nur die Arkona zu finden ist. Im Hafen klönt man über das Wetter und sieht freudig den kommenden Tagen entgegen.
Am Vormittag des 13. Juli kann die traditionelle Fahrt endlich beginnen! Die Kinder trudeln ein. Einige von Ihnen sind bereits im letzten Jahr mitgesegelt. Die neuen machen sich noch mit den Schiffen und den Crews vertraut. Rettungswesten werden anprobiert, Segel und Leinen erkundet, das Schiff vom Bug bis Achtern inspiziert, die Kojen in Beschlag genommen. Eine aufregende Zeit steht bevor, denn frischer Wind bläst aus Ost. Wir fahren raus in den Strelasund und müssen gegen die Wellen ankämpfen.
Nach anfänglicher Unsicherheit genießen die Kinder die Seewasserdusche an Deck. Endlich können wir im Greifswalder Bodden die Segel setzen und nehmen Kurs auf Lauterbach. Kurz vor unserem Ziel wird das Segeln von Treibgut unterbrochen – der Skipper sichtet einen Fender – den wir übrigens gut gebrauchen können. Also ändern wir den Kurs und retten das gute Stück für die Museumswerft – wir halten uns an den alten Seemansbrauch „Wer’s schafft, es an Deck zu bringen, darf’s auch behalten.“
(So oder so ähnlich hätte es Kapitän Blaubär wohl auch gesehen.) Im Hafen angekommen können sich die Kleinen als richtige Störtebeker verkleiden. Nach so einem ereignisreichen und abenteuerlichen Tag wartet auch schon ein deftiges Essen auf die kleinen Seeräuber. Am Abend gibt es noch ein Musikprogramm, danach fallen alle müde in ihre Kojen.
Am nächsten Tag bläst starker Wind. Die Kinder bekommen die Möglichkeit, einen Landausflug zum Nationalpark am Königsstuhl zu machen. Wer sich trotz des unruhigen Wetters an Bord traut (gefährlich ist es nicht, aber dem ein oder anderen mag die See schnell mal auf den Magen schlagen), segelt mit uns unter Landabdeckung weiter nach Gager, wo wir zusammen mit der Ernestine einen ruhigen Landtag verbringen.
Wir wandern gemeinsam auf den Großen Zicker, spielen im Hafen Fussball mit dem neu erstandenen Fender, gehen in die Hafensauna und lassen den Abend bei Gitarrenmusik an Bord ausklingen.
Am Freitag muss die Mütherfahrt leider wegen Starkwind abgebrochen werden. Ein Risiko für die Kinder will niemand eingehen und so werden sie auf dem Landweg sicher nach Greifswald gebracht. Wir treten am Nachmittag trotz Wind und Wellen die Heimreise an,
denn in Greifswald wartet das Fischerfest.