Kopenhagen – Greifswald auf der Hanne Marie vom 22.7. bis zum 26.7.2013
Kleiner Bericht eines Mitseglers
Am Montagmorgen, 22.7., hatten schließlich alle Teilnehmer des Törns die Hanne Marie im Tuborg Havn im nördlichen Kopenhagen gefunden: Holger (Schiffsführer), Friedrich (Bootsmann) und Martin, Tobi, Gerhard Jürgen und Gerhard. Großer Einkauf für 5 – 6 Tage für ca. 170 Euro aus der Bordkasse, hoffentlich zu einem fairen Wechselkurs in dänische Kronen. (Kurse, in welcher Bedeutung auch immer, sollte es später noch öfter geben.) – Einweisung durch Holger, Verteilung der Rettungswesten, schließlich des erste Ablegemanöver – gelungen! Aufschießen der Leinen, immer wieder eine Routine, deren Wert nicht zu unterschätzen ist. Kurs: Richtung Falsterbo-Kanal mit Hafen in Schweden. Sonniges Wetter, leichter Wind, Sonnenschutz ratsam.
Dienstag, 23.7.: Heute wieder nach Dänemark: Klintholm auf Mön. Wegen des klaren Wetters waren die Kreidefelsen von Mön schon sehr bald zu sehen, doch die Umrundung der Felsenlandschaft sollte sich noch über viele Stunden hinziehen. Entfernungen auf See und das Vorwärtskommen unter Segeln bzw. mit Motor bringen zwangsläufig die Entdeckung der Lang- samkeit mit sich. Ein gutes Gefühl, sich darauf einzustellen. – Gutes Anlegemanöver. Nach dem verdienten Bier gemeinsames Kochen mit verteilten Rollen unter Anleitung des „Kochs“.
Mittwoch, 24.7.: Ziel: Hiddensee. Doch die beiden Häfen Kloster und Vitte sind schon belegt, so dass wir nach Barhöft auf dem Festland ausweichen mussten. Schmale Fahrrinnen machten präsises Kurshalten notwendig, was dann auch vorzugsweise vom Schiffsführer bzw. Bootsmann geleistet wurde. Der Angriff der Mücken, vor dem Holger gewarnt hatte, hielt sich zum Glück in Grenzen.
Donnerstag, 25.7.: Notwendig wieder genaues Kurshalten anhand der Seekarte auf dem Wege nach Gager, vorbei an Stralsund. Gager, ein hübscher Hafen im Süden Rügens, reizte zu einem längeren Landausflug. Schmackhafte Fischmahlzeit im Restaurant „Zum Anker“, einem hinsichtlich Einrichtung, Atmosphäre, Bedienung authentischen Ort aus der Vergangenheit der Neuen Bundesländer. Toller Fernblick von einer kleinen Erhebung, als stimmungsvolles Dunkel sich langsam ausbreitete.
Freitag, 25.7.: Großartiger letzter Tag auf dem Greifswalder Bodden: Vormittags Sonne, aber kein Wind- Badevergnügen auf offener See, übermütige Sprünge ins Wasser. Dann endlich Wind, so dass ein Spitzenwert von 6 Knoten erreicht wurde, nachdem auch der Segeltrimm bestens gelungen war. Vielleicht noch nicht die „Rumpfgeschwindigkeit“ der Hanne Marie, aber wir waren’s zufrieden. – Letzte Manöver, um ca. 17 Uhr Ankunft im Museumshafen Greifswald.
Segeln auf einem Traditionsschiff
heißt auf einem 5-tägigen Törn zuvörderst Segel setzen und bergen, anlegen ablegen, Manöver durchführen (Anluven, Abfallen, Wenden, Halsen), Segel trimmen. Und das mit einem fast 100 Jahre alten Haikutter, einer Gaffelketsch mit Großsegel, Fock, Klüver und und Besan mit sicherlich bewegter Geschichte. Das „traditionelle Gerät“ – viel Holz, schweres Tuch, viele Leinen (Schot, Fall usw., die immer wieder aufzuschießen sind) – verlangt körperliche Kraft und abgestimmtes Verhalten aller „Pikfall langsamer“, „Schot dichter“ usw.). Nach 3 bis 4 Tagen klappte das auch meist, wiewohl sich immer wieder kleine Fehler/Nachlässigkeiten bei den Mitseglern einschlichen; z.B. waren Leinen falsch herum aufgeschossen worden oder eine Vorleine falsch belegt. Dass die Hanne Marie jedoch viel Einsatz in finanzieller und zeitlicher Hinsicht verlangt, um sie fit zu halten – u.a. muss das Sicherheitszeugnis regelmäßig erteilt werden – das bekommt man auf einem Törn kaum mit. Oder nur in „homöopathischer Dosis“: So wurden die Reffbändsel, bislang notdürftig mit Klebeband gegen Aufdröseln gesichert, traditionell korrekt und unter Anleitung von einigen Mitseglern mit Taklings versehen. Dazu wird Takelgarn fest um das Ende des Bändsels gewickelt. Schließlich wirkte alles sehr „schiffig“.
– Nach 5 Tagen Praxis- dazu gehörte auch das Lesen von Seekarten, die Bestimmung des Kurses anhand der Betonnung bzw. des Kompasswertes, Säubern des Decks usw. – bekamen die Mitsegler langsam das Gefühl für „Seemannschaft“, d.h. Die Gesamtheit der Fertigkeiten, um ein Schiff zu handhaben. Die Kenntnis der Eigenheiten des Traditionsseglers Hanne Marie gehört selbstverständlich dazu.
Von: Eberhard