Im September ist die Segel-Saison zu Ende, sagt die ein oder andere Landkrabbe.
Wie, im September ist die Segel-Saison auf der Ostsee zu Ende? Für die Hanne Marie noch lange nicht!
Der alte dänische Haikutter nutzt die herbstlichen Winde und macht sich mit einer bunt gemischten Mannschaft auf den Weg nach Bornholm.
Die Windrichtung passt, als wir aus Greifswald auslaufen. Mit Brausewind geht es unter Fock und Besan auf nach Sassnitz. Ein herrlicher Segeltag für alle. Nur der Bootsmann war mal wieder etwas zu lange an Land. Bis zum Nordperd läuft die Hanne Marie gut, ab dort müssen wir zusätzlich den Motor anwerfen, um in die Prorer Wiek hinein zu kommen, denn der Wind hat wider erwarten nicht südlicher gedreht. Im Hafen angekommen, fix essen gemacht. Dann geht es ab in die Falle, denn am nächsten Morgen soll es in aller Frühe nach Bornholm gehen.
Kaum sind wir am folgenden Tag aus dem Hafen ausgelaufen, können wir auch schon die Segel setzen. Den ganzen Tag pustet der Wind uns in Richtung Nord-Ost. Zwischendurch lässt er nach und hat etwas wenig Kraft. Wir entschliessen uns die Segelfläche am Gross weiter zu vergrössern. Die kühle Nacht belohnt uns mit einem gigantischen, sternenklaren Himmel, der nur durch das Licht des Leuchtturms Dueodde erleuchtet wird. In der Nacht haben wir dann den Fischereihafen Nexø in Sicht. Kurzer Zickzackkurz Fischernetzen vorbei, noch ein paar Minuten Hafengetucker und wir haben dänischen Boden unter den Füßen.
Ausgeschlafen geht es an der ostküste Bornholms weiter nach Allinge, einem kleinen Hafen im norden Bornholms. Eigentlich wollen wir nach Hammerhavn, aber der Wind bläst aus kräftig aus West. Also legen wir einen Landtag ein und erkunden die Nordspitze der Insel. Ziel unserer Wanderung ist das Hammerhus. Die auf einer Klippe gelegene Festungsruine aus dem 12. Jahrhundert. Hier verweilen wir ein Weilchen und schließen unsere Landwanderung mit dem Besuch eines alten Steinbruchs ab.
Am fünften Tag unserer Reise weht der Wind weiter aus West und die Hanne Marie braust hinüber zu den Erbseninseln. Die alte Tante läulft wirklich gut
Die Erbsensinseln sind so klein, dass man sich auf dem noch kurz vor der Insel denkt: Wo sind sie denn die Inseln? Dann sieht man zwei, drei Häuser mit Felsen drum rum und dann sind Christiansø und Frederiksø auch schon greifbarer Nähe. Kurz vor Christansø herrscht kräftiger Westwind und auf der Hafeneinfahrt steht eine gute Brandung. Unter zu Hilfenahme der Segel geht es hinein in den Hafen. Dort angekommen erkunden wir erst einmal die beiden durch eine kleine Fußgängerbrücke verbundenen Inseln.
Am drauffolgenden Tag geht es wieder aufs Wasser. Der Wind bläst immer noch aus West, also wieder zurück nach Nexø. Am frühen Nachmittag kommen wir dort an und beschließen einen Hafentag einzulegen. Wir erkunden den Ort, das alte Trockendock und die wenigen verbliebenen Fischerboote im Hafen. Im Trockendock soll die Bark Svanen neu entstehen. Ein riesiges Projekt, das womogelich niemals fertig wird, auch wenn Enthusiasten schon einiges an Zeit investiert haben.
Am Abend wollen wir nach Rügen zurück fahren, wir hoffen auf norddrehenend Wind in der Nacht und legen am späten Nachmittag ab. Weit kommen wir allerdings nicht, wir versuchen hoch am Wind und und mit Hilfe des Motors Richtung Süden zu kommen. Aber die Wellen machen uns einen Strich durch die Rechnung, in 3 Stunden sind es weniger als eine Meile Höhe. Da bleibt nur abbrechen und in den Hafen zurück. Die Tour wird nun doch länger als gedacht, denn Wind lässt sich einfach nicht planen. Im Hafen begrüsst uns der Hafenmeister uns gleich wieder, er freut sich über wiederkehrende Gäste.
Am nächsten Morgen macht sich langsam der Hafenkoller breit, ein Hafenfest ist in vollem Gange, wir putzen das Schiff auf Hochglanz, spielen Skat, erkunden wieder die Gegend und nutzen eine im Hafen installiertes Kunstwerk für ein gemütliches Picknick.
Am späten Abend des anschließenden Tages, flaut der Wind ab und es geht endlich wieder aufs Wasser – auf nach Greifswald. Im Licht des Halbmonds manövrieren wir uns durch die Fischernetze, schnell werden Wachen eingeteilt. Die ersten gehen schlafen. In der Nacht passiert wenig, es ist kalt, die Sicht ist gut. Vereinzelt passieren wir große Schiffe. Bei Sonnenaufgang setzen wir vor Rügen sie Segel. Wir können endlich den Motor abstellen, denn jetzt passt auch die Windrichtung. Wir segeln in den Greifswalder Bodden und drehen zum Mittag Essen kurz bei. Unter vollen Segeln geht es dann direkt nach Greifswald. Die Windrichtung ist so günstig, dass wir es schaffen unter Segeln durch die Zugbrücke zu fahren und im Anschluss den Ryck nach Greifswald hochsegeln. Ein grossartiger Abschluss einer verlängerten Tour.
JF