Greifswald, Stralsund, Heiligenhafen, Ærø, Kiel

Tag 1

Die erste Nacht auf der Hanne Marie haben wir schon hinter uns. Jedenfalls die drei Mitsegler. Alle sind von weiter angereist und deshalb schon am Vortag angekommen. Ein Vereinsmitglied, die die Hanne schon sehr gut kennt, der Bootsmann und zwei Neue, die nun das Logbuch schreiben. Die Kojensuche war schnell erledigt und angenehm unkompliziert. Der Haikutter bietet mit seinen acht Schlafplätzen für vier Mitsegler genügend Alternativen. Ebenso schnell war ein Speiseplan aufgestellt: Letscho mit Reis, Chili con Carne, Curry, Eierkuchen und Kartoffeln mit Quark, ergänzt um viele Kleinigkeiten, den Tag zu überstehen, sollten eine gute Grundlage für unsere Reise bieten. Dank der schnellen Vorbereitung blieb auch noch Zeit das Fußballspiel Deutschland – Ukraine (2:0) im neuen Heineschuppen auf einer großen Leinwand zu verfolgen. Das Ergebnis, vor Allem aber die Vorfreude auf die Reise ließen uns dann sehr schnell in unsere Kojen sinken und einschlafen. Schließlich wollten wir am Montagvormittag noch den Proviant besorgen, Wasser bunkern und auf den Co-Skipper warten. Außerdem waren noch nicht alle vollständig ausgerüstet. Es galt der schlechten Wettervorhersage Rechnung zu tragen: Gummistiefel mussten her. All diese „Kleinigkeiten“ waren dann aber gegen halb elf zur allgemeinen Zufriedenheit erledigt, sodass man wie geplant, zur Öffnung der Brücke in Wieck, ablegen konnte. Allein das Frühstück war dem ambitionierten Zeitplan zum Opfer gefallen. Man beschloss, das nach dem Ablegen nebenbei nachzuholen. Hier wurde auch den Anfängern klar: beim Segeln muss man manchmal klare Prioritäten setzen. Eine Erfahrung, die in den nächsten Tagen noch mehrfach bestätigt wurde.

Hatten wir am Vortag den schönen Weg entlang der Ryck noch zu Fuß zurückgelegt, konnten wir nun die An- und Aussicht vom Wasser aus genießen, nur „gelegentlich“ eingeschränkt durch allerlei Sicherheitseinweisungen, die der Skipper schnell und routiniert vermittelte. Dazu gehört für uns Neulinge auch das Anlegen einer Rettungsweste, die sich selbst aufbläst und sogar leuchtet, sobald man damit ins Wasser fällt. Die Ankunft in Wieck stellte sich als Punktlandung heraus: Ohne Verzögerung, dafür unter leicht missbiligender Geste des Brückenwärters (waren wir doch ein paar Minuten zu spät angekommen?), passierten wir die letzte Hürde, die uns von der Freiheit trennte.
Endlich konnte die große Fahrt beginnen. Die Wettervorhersage erwies sich zunächst als recht zuverlässig. Ein frischer achterlicher Wind ließ die Hanne Marie schnell Richtung Stralsund gleiten. Das Tagesziel war zu diesem Zeitpunkt (jedenfalls für die Mitsegler) noch nicht vollständig bestimmt. Der Skipper wollte die aktuelle Wetterprognose abwarten und dann in Stralsund bestimmen, wo uns der Tag hinbringen sollte.

Die Optionen waren: Übernachtung in Stralsund oder Nachtsegeln bis Fehmarn. In Stralsund konnten wir wider Erwarten einen früheren Brückenzug des Rügendamms erreichen als ursprünglich geplant, was uns einen schönen Vorsprung einbrachte. Dass wir dazu kurzzeitig zusätzlich den Motor nutzen, erschien uns für diesen Fall angemessen. Der Wetterbericht hatte inzwischen vertretbare Bedingungen beschert, sodass man beschloss eine Segelnacht einzulegen, um auf diese Weise die guten Windbedingungen der Nacht zu nutzen und der für Dienstag erwarteten Flaute vorzubeugen. Die Freundin des Skippers, die uns, bisher unerwähnt, noch ein Stück des Wegs begleitete, wurde in Stralsund an Land entlassen und schon ging es weiter durch die verwinkelten Seewege westlich an Hiddensee vorbei aufs offene Meer.
Die erste Mahlzeit wurde bei dieser Gelegenheit an Deck eingenommen. Es gab Letscho mit Reis, das sich zum Essen auf bewegten Untergrund gut eignet. Kein kulinarischer Höhepunkt aber eine gute Grundlage für die kommende Nacht.

Man einigte sich schnell auf einen passenden Schichtplan: Der Skipper und der Co-Skipper sollten jeweils mit zwei Mitseglern eine Wache bilden und auf diese Weise in Drei-Stunden-Wachen das Boot über die Ostsee schippern. Die See hatte sich inzwischen bei Windstärke 4-5, jedenfalls für uns Anfänger, beeindruckend in Szene gesetzt. Der Plan sah vor, dass wir ab Mitternacht Wache hatten, sodass ein Schläfchen vorher angebracht schien. Allein an Schlaf war in der gemütlichen Koje nicht zu denken. Das Schaukeln und das stetige Knarzen und Schlagen ließen uns kaum zur Ruhe kommen. Schnell, war der Weckdienst da, der uns an unsere Schicht erinnerte. Für eine Juni-Nacht ungewöhnlich dick eingepackt, standen wir wenige Minuten später bereit zur Übernahme des Steuers. Nun war für uns, die Landratten, die Möglichkeit gekommen, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen. Freilich nur im wortwörtlichen Sinne. Die genaue Richtung gab natürlich weiter der Skipper vor. Das Ablesen des Kompass‘ stellte sich in der Nacht für uns Ältere als kleine Herausforderung dar, mit Brille ging es dann aber leidlich. Es dauerte aber eine Weile bis man sich an das träge Reagieren der Hanne gewöhnte. Manchmal veränderte sie, ohne erkennbaren Grund, scheinbar vollkommen selbständig die Richtung, sodass man zunächst vorsichtig, dann stärker, gegensteuern musste nur um gleich danach festzustellen, dass man wohl doch etwas zu hastig reagiert hatte. Mit der Zeit aber, gewöhnt man sich daran. Der Schlingerkurs wurde flacher und glatter. Als wir gegen drei Uhr abgelöst wurden, waren wir nicht ganz sicher. Sollten wir uns die gemütlichen Kojen zurückziehen oder dem Morgengrauen entgegensegeln. Wir entschlossen uns dann doch fürs Schlafen und diesmal klappte es auch besser. Jedenfalls bei uns Mitseglern. Der Skipper und der Co-Skipper haben sicher noch etwas weniger geschlafen. Man merkte ihnen deutlich an, dass sie sich ihrer Verantwortung für das Schiff und die Besatzung bewusst waren. Dass sie ständig auf unzählige Kleinigkeiten achteten, die man als Landei nicht oder viel später wahrnimmt. Ein gutes Gefühl, unter solchen Umständen erste Kontakte mit einer vollkommen anderen Welt zu machen. Man erkennt, dass die selbstverständlich gewordene Sicherheit, an die wir uns an Land gewöhnt haben, hier nicht immer vorhanden ist. Eine Unaufmerksamkeit hier, eine falsch eingeschätzte Situation da und schon steckt man in einer heiklen Situation, die man durch Umsicht, hätte vermeiden können. Vor- und Weitsicht, habe ich gelernt, sind bei der Seefahrt noch viel wichtiger als an Land.

Tag 2

Als wir am nächsten Morgen an Deck kamen roch es schon herrlich nach Kaffee und wir näherten uns der Fehmarnbrücke, die auch bald im Morgendunst durchs Fernglas erkennbar war. Der Wind hatte nun deutlich nachgelassen, die angekündigte Flaute hatte schon eingesetzt. Andere Boote in unserer Richtung segelten noch, kamen aber nur leidlich voran. Uns schien die Geschwindigkeit nach der schnellen Nacht und leicht übermüdet nun nicht mehr angemessen. Wir entschieden uns, den Motor wieder zu starten und dampften dank des künstlichen Antriebs zügig unter der Brücke durch um wenig später hart backbord direkt Richtung Heiligenhafen abzubiegen. Am Horizont fiel uns dabei unangenehm eine mächtige Bettenburg auf. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass wir nicht die riesige Marina dort nutzten. Schließlich war die Hanne Marie mal ein richtiger Fischerkutter, also durften wir im Fischereihafen anlegen. Wir bereiteten uns auf einen ruhigen Erholungstag, der uns allen gut tat, vor. Vorher jedoch, mussten wir unseren guten Traditionssegler noch anmelden. Der Hafenkapitän ließ leider kaum mit sich handeln. Traditionssegler haben in Heiligenhafen wohl keine Sonderstellung zu erwarten. Wir mussten genau die Länge über Alles angeben und zahlten die entsprechende Liegegebühr. Immerhin war die Kennzahl für den Zugang zu den Duschen mit dabei herausgesprungen.
Ungewohnt war das ständige gefühlte Schwanken, das wohl auf die durchsegelte Nacht zurückzuführen war. Selbst wenn man saß, empfand man eine gewisse Bewegung der Umgebung, die aber ausschließlich in der Einbildung stattfand. Außer dem Skipper, der diese Gefühl nicht mehr kannte, waren alle mehr oder weniger davon betroffen.
Am Nachmittag entschlossen sich zwei von uns dann noch zu einem kleinen Ausflug. Man hatte uns das Naturschutzgebiet Graswarder mit seinen tausenden Wasservögeln ans Herz gelegt. Ein Ausflug, der zu einer dankbaren Abwechslung vom Segeln einlud. Auf diese Weise konnte auch die beeindruckende neue Seebrücke erkundet werden. Ein modernes Bauwerk aus Holz und Beton mit Wasserspielplatz, verglastem Ausssichtsdeck und vielen Sonnenplätzen. Hier wird klar, dass die vielen wohlhabenden Segler, die die Marina nutzen, den ein oder anderen Schein in der Gemeindekasse zurücklassen.
Zurück auf der Hanne Marie ging es ans Abendessen vorbereiten. Gemeinsam improvisierten wir ein leckeres Rezept für Chili con Carne, das allen bestens schmeckte. Dazu ein leckeres Bierchen, heitere Gespräche und Späße, so lässt man sich das Seemannsleben gefallen. Wir hatten Glück, eine gut passende Gesellschaft zu bilden. Eine Voraussetzung, die an Bord wichtig aber natürlich nicht selbstverständlich ist. Die Nacht verbrachten wir im ruhigen „Heiligenhafen“, sodass sich alle gut von der anstrengenden Überfahrt erholen konnten.

Tag 3

Heute erwies sich der Wetterbericht als unzuverlässig. Zum Glück! Jedenfalls galt er nicht für unsere unmittelbare Umgebung: Wir hatten prima Wetter als wir am Morgen gegen zehn Uhr Heiligenhafen verließen. Der Kurs führte uns Richtung Nordwesten. Als Tagesziel hatte der Skipper Marstal auf Ærø (Ärrö) angekündigt. Nun war die Flaute wirklich nicht mehr zu leugnen. Es half alles nichts. Wir mussten den Motor anwerfen um gemächlich Richtung Dänemark zu tuckern.

Wenigstens unterhielt uns der Sprechfunk: Westlich unserer Route fanden auf einem größeren Seegebiet militärische Schießübungen statt, die man weiträumig umsegeln sollte. Offensichtlich war das aber einigen Seglern nicht klar oder egal. Jedenfalls wurden immer wieder, zunächst freundliche, später nachdrücklichere Warnungen und Routenratschläge erteilt. Manche Skipper müssen wirklich Bohnen in den Ohren gehabt haben. Es war sehr lustig zu hören, wie die Warnungen immer eindringlicher und ernster wurden. Einer hat bis zuletzt nicht gehört, da half dann nur noch ein Schuss vor den Bug. Wirklich! Nein, das war jetzt Seemannsgarn ;-). Jedenfalls hat man auf so einer Fahrt jede Menge Zeit, sich solche Gedanken zu machen. Nun, wenn man nicht gerade Skipper ist, und ständig unter Deck navigieren muss. Irgendwann dann am Nachmittag, nachdem wir so manches Fischernetz umschippert hatten, kamen wir auch wirklich in Marstal an. Der Hafen gefiel uns mit seinen schönen alten Traditionsseglern. Hier waren wir nichts Besonderes. Eher ein Kleinod, das aber doch dank seiner dänischen Herkunft, als solches vom Hafenmeister an – und erkannt wurde. Marstal ist ein idyllisches Städtchen, das wir noch am Abend erkundeten. Leider waren Kiosk und Supermarkt schon geschlossen. Unser Co-Skipper Holger wollte nämlich unbedingt den besonders leckeren dänischen Trinkjoghurt kaufen. Also haben wir erst mal Abendbrot vorbereitet. Was gab es noch am Mittwoch? Ich meine es war ein Curry. Beim schnellen zusammenschreiben der Einkaufsliste waren irgendwie die Linsen vergessen worden. Zum Glück aber waren am Vortag weniger Bohnen benötig worden, die ebenso gut geeignet waren. Dazu ein Bierchen, lecker. Wir hatten uns gleich zu Beginn der Reise darauf geeinigt, nicht beim Segeln zu trinken. Das mag zunächst streng erscheinen. Ein Bierchen beim Segeln, das gehört doch dazu, mag man denken. Nachdem man sich aber auf einem solchen Schiff meist vorher nicht kennt, die See auch manchmal recht ungemütlich sein kann und der Skipper am Ende die Verantwortung übernimmt, hielten wir das alle für eine sinnvolle Idee. Um so besser schmeckt uns dann das obligatorische Hafenbier. Es folgte wieder eine ruhige angenehme Nacht.

Tag 4

Das Wetter sollte uns weiterhin ausgesprochen gewogen bleiben. Unglaublich, mit welchen Sorgen diesbezüglich wir zu Hause losgefahren waren. Und nun dieses wirklich traumhafte Wetter. Es hatte zwar auch mal kurz genieselt. Auch gab es nicht selten um uns herum genügend dunkle Wolken. Allein uns schien das schlechte Wetter zu meiden, so konnte man meinen. Sehr entspannt sollte uns der Donnerstag ans nördliche Ende unserer Insel Ærø nach Søby führen. Ein Stück wurde gesegelt, dann ließen wir uns eine Weile einfach treiben, die Segel vollkommen aus dem Wind genommen. Der ein oder andere verspürte Lust ins Wasser zu springen. Ganz so warm war es dann aber doch nicht. Vielleicht spielten auch die unzähligen Quallen eine Rolle, die das Boot um-, ja was eigentlich, umschwammen? Umtrieben? Umschwebten? Es gelang uns sogar ein besonders großes Exemplar mit dem Eimer zu fangen und ein paar nette Fotos zu machen. So kamen wir vergleichsweise früh in Søby an. Die Zeit ließ noch eine Ergänzung am Mast zu. Am Großmast zogen wir mit vereinten Kräften unseren Skipper im Bootsmannsstuhl bis an die Spitze des Masts (17 m) hoch. Er wollte dort ein zusätzliches Positionslicht montieren. Währenddessen gesellte sich ein alter Seemann zu uns, der uns erst genau musterte und schließlich in spannende und interessante Gespräche über sein Städtchen, die vielen Häfen, die er in seinem Leben besucht hatte und sein kleines Segelboot verwickelte. Er genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, die wir seinen Geschichten schenkten. Lustiger weise war er zwar in aller Herren Länder gewesen, jedoch nie auf der Nachbarinsel, deren Küste man am Horizont sehen konnte. Oder war das wieder Seemannsgarn? Egal, wir fanden ihn köstlich. Im Anschluss wollten wir noch Søby etwas genauer besichtigen. Dabei gerieten drei von uns auf die Straße zur Nordspitze der Insel. Dort sollte es einen Leuchtturm geben, der schnell als lohnenswertes Ziel ausgemacht war. Zwar stellte sich bald heraus, dass der Weg doch fünf Kilometer weit sei. Aber egal, nach dem entspannten Segeltag, waren wir alle auch für einen etwas weiteren Spaziergang zu haben. Unser Mut erwies sich als ausgesprochen lohnenswert: Wir fanden einen wunderbaren Leuchtturm vom Ende des vorvorigen Jahrhunderts, der sogar zu besichtigen und zu besteigen war. Der Ausblick von oben war um so schöner, als die Sonne schon recht flach stand und die grüne Umgebung und das Meer in wunderschöne milde Farben tauchte. Ein Traum, den wir mit allerlei Fotos und Filmchen festzuhalten suchten. Als wir schon bei Dämmerung wieder in Søby ankamen, hatte das nächste Spiel (Deutschland – Polen) schon begonnen. Wir begaben uns auf kürzestem Wege in die nächste und einzige Kneipe wo der Skipper schon auf uns wartete und konnten die zweite Halbzeit noch miterleben. Tore gab es leider keine.

Tag 5

Der letzte Tag unserer Reise sollte die Hanne und uns zurück nach Deutschland, nach Kiel zur Kieler Woche bringen. Dazu segelten wir zunächst um die Nordspitze dieser schönen dänischen Insel herum und dann ging es geradewegs südlich auf die Kieler Bucht zu. Den Tag vertrieben wir uns mit allerlei Knüpf- und Knotenarbeiten. Die beiden Reffleinen dienten uns als willkommene Herausforderung: Wir knoteten eine feine Halterung, die die beiden Seile in der Mitte des Baums halten sollten. Auf diese Weise bleibt eine schöne Erinnerung an unseren Segeltörn an Bord zurück. Dank dieser Arbeiten ernteten wir vom Skipper eine gewisse Anerkennung, worauf er uns bat, eine Affenfaust zu knüpfen, was nach einiger Zeit erledigt war. Ferner war das Klaufall am Besansegel etwas zu kurz geraten. Wir sollten es verlängern. Nach einiger Zeit verband ein akzeptabler Spleiß die beiden Tauteile. So meinten wir… Leider sah das der Block am Mast das etwas anders. Zu unserer Enttäuschung mussten wir feststellen, dass unser Spleiß doch eindeutig zu dick geraten war und sich unter keinen Umständen dazu bewegen ließ, sich durch den Block zu zwängen. Uns blieb also nichts anderes übrig, als das schone Tau durch ein modern wirkendes Kletterseil zu ersetzen, ein anderes war leider nicht verfügbar. Nicht ideal für die kommende Kieler Woche, aber ohne ging es nicht.
Je näher wir jedoch nach Deutschland kamen umso mehr Verkehr war erkennbar. In der Kieler Förde schließlich hatte man den Eindruck auf einer Stadtautobahn unterwegs zu sein. Offensichtlich waren schon viele Schiffe auf dem Weg zur Kieler Woche, die just an diesem Freitag beginnen sollte. In Strande legten wir noch kurz an, um für die bevorstehende Woche großzügig Treibstoff zu bunkern. Die kleine schwimmende Tankstelle für Segelboote und kleinere Yachten war für die Hanne und ihren Skipper eine gewisse Herausforderung, die sie jedoch bestens meisterten. Mit frischer Kraft ging es auf die letzten Meilen Richtung Kiel. Dank unserer Mitseglerin aus Kiel, bekamen wir eine 1a-Touristenführung, sodass jedes wichtige Detail am Ufer genauestens erklärt wurde. Das Gewusel auf dem Wasser wurde immer dichter und schließlich näherten wir uns der Hörnbrücke, auf deren Öffnung wir auch nicht lange warten mussten. Am Willy-Brandt-Ufer lagen schon einige Traditionssegler an denen wir festmachen konnten. Was für ein Gegensatz: Hatten wir in Dänemark noch die wunderbare Ruhe der dänischen Südsee genossen, waren wir nun gerade mittendrin im Durcheinander eines der größten Volksfeste Deutschlands. Zentraler ging es kaum. Wir unternahmen nach dem Festmachen noch einen kleinen Spaziergang um die Hörn um die Rückfahrt mit der Bahn zu organisieren und ein wenig zu schauen. So richtig ist das aber nicht eines Seglers Sache. Uns war das Gemenge jedenfalls nach dem wunderbaren Segeltörn etwas fremd. Zum Glück legte sich am späten Abend die Musik, die noch beim Ankommen von allen Seiten auf uns eingedrungen war. Wir verzogen uns dann bald unter Deck in unserer Kojen um die letzte Nacht auf der Hanne nach einem großartigen Törn zu genießen. Früh am Morgen verabschiedeten wir uns von unseren neuen Freunden und zogen noch halb benommen von der großartigen Erfahrung zum nahen Kieler Bahnhof.

Stephan

Segeln!

Zack, ist der da, der Mai. Und somit wieder der Startschuss für die Segelsaison.

Erstmal Bootsmannstraining (hier: Lehrgang zum Ausbringen des Rettungsnetzes für das Einholen eines Über-Bord-Gegangenen):

Dann Segeln im Todesdreieck und Rund um Rügen:

Jetzt auch mit unserem neuen Sturmklüver! Ein großes Danke an Günter!
Und Segeln mit Bordhund!

Klar machen zur Halse … … ist klar … … rund achtern


Nach den routinemäßigen Arbeiten auf der Slip ist die Hanne Marie nun wieder in ihrem Element … und wie in jedem Frühjahr, hat auch in diesem Jahr wieder ein Bootsmannstraining stattgefunden. Das Training war die erste Ausfahrt der Hanne Marie in 2016 – das ist für alle immer ein ganz besonderer Törn, nach dem langen Winter endlich wieder auf’s Wasser zu können und zu segeln.

Hanne Marie und Crew sind fit für die Saison und freuen sich auf spannende und entspannende Törns mit vielen interessierten und interessanten Mitseglern. Die Saison 2016 ist eröffnet, der Törnplan steht und wir freuen uns auf euch.


Kabelsalat weg!

Der Frühjahrsputz auf der Hanne hat dieses Jahr auch den Schaltschrank in der Navi-Ecke getroffen.

Schließlich müssen ja alle elektrischen Geräte auf einem Schiff irgendwie verkabelt sein. Plus und Minus. 12V Gleichstrom. Und bei einem fast 100 Jahre alten Schiff wächst halt auch mit den Anforderungen die Elektrik. Bisher sah das im Schaltschrank eher wie das unaufgeräumte Wohnzimmer aus:

Martin konnte sich das aber nicht mehr länger mit ansehen! Also, Lötkolben, Abisolierzange, Seitenschneider, Sicherungen und Kabelbinder bereit gelegt, vorher einmal den gesamten Schaltplan gezeichnet, und los geht der Spaß.
Alte Schalttafel rausgeschmissen. Neue Elemente eingebaut. Große Programmier- und Lötarbeit von Martin für den neuen Controller:
Und das Ergebnis nach drei Tagen Verkabelungsarbeit: Tadaaaaaa!

Bald geht’s in die neue Saison

… mal wieder ein schönes Sommergewitter erleben – nicht mehr lang, dann beginnt die neue Saison. 
Bis dahin wünschen wir euch frohe Ostertage und bestenfalls den ein oder anderen Sonnenstrahl am langen Wochenende

Göteborg nach Kopenhagen

Es geht für uns zurück gen Heimathafen – nach einer wunderschönen Tour voller Schären, Wellen, Häfen und Schweinswalen.

Die Crew kommt Sonntag Abend an Bord – eigentlich soll es erst Montag losgehen. Der Windgott sagt aber etwas anderes: Südwind 5-6 ab Mo Nachmittag. Heißt für uns ab dann kein fortkommen. Also sofort Sicherheitseinweisung, Diesel bunkern und im letzten Büchsenlicht raus in den Kattegat!

Ziel ist es, mit dem noch stehenden Halbwind möglichst viele Seemeilen nach Süden zu schaffen – schließlich wollen wir ja Ende der Woche in Kopenhagen sein! Der Halbwind nimmt über Nacht Schritt für Schritt zu. Groß ins Reff 1. Klüver runter. Groß ins Reff 2. Groß ganz runter und Gewitterböen durchrauschen lassen. Auf jeden Fall segeln wir mit netter Geschwindigkeit!

Nach der Nachttour erreichen wir am nächsten Mittag die schöne Insel Anholt – gut ein paar Meilen nach Süden gekommen. Dann erstmal Frühstück!
Und weil das Barometer noch immer ziemlich im Keller hängt – erstmal Inselerkundungstag.
Irgendwann dreht dann der Wind – für uns das Zeichen den Landurlaub zu verlassen und in See zu stechen. Im Morgengrauen geht’s raus – ein kurzes Stück gegenan, dann Segel hoch und ab dafür.

Und irgendwann am Nachmittag liegen die ersten in der Sonne und genießen das Segeln!

Am Abend erreichen wir dann die Meerenge des Sunds: Helsingør.
Und am letzten Tag bleibt sogar noch Zeit für die echte Matrosenarbeit: Messing putzen. 

Na – und trotz der ganzen Süd-Puste und des ein oder anderen Klabautermanns an Bord erreichen wir pünktlich die wunderschöne Stadt Kopenhagen. 

Sommerreise nach Göteborg

„What a beautiful boat“

– so oder so ähnlich wurden wir in jedem schwedischen Hafen begrüßt. Und die Schweden kennen sich bekanntlich aus mit Schiffen…
Sie hat sich aber auch von ihrer besten Seite gezeigt, unsere Dame.
Am 17.8. hieß es vom Skipper um 8 gibt’s Frühstück und dann machen wir uns auf den Weg von Kopenhagen nach Göteborg. Ein genauer Zielhafen stand morgens noch nicht fest, wir wollten gucken wohin die Hanne uns bringt. Geplant war Kopenhagen zwischen 9 und 10 Uhr den Rücken zu kehren. Schnell noch frische Brötchen und Brot geholt, glücklicherweise den Bootsmann gefunden, der seit Stunden durch Kopenhagen auf der Suche nach der Hanne Marie irrte.
Wir ahnten, dass der Wetterbericht nicht log als wir um die „Ecke“ bogen, raus aus dem geschützten Hafenbereich. Der Wind kam genau aus der richtigen Richtung, ein richtiger Pustewind – die Zeichen standen hervorragend für eine Rauschefahrt rüber nach Schweden.

Auf dem Weg zum Streckenrekord

Rauschefahrt also. Wir waren noch nicht richtig aus dem Hafenbereich von Kopenhagen raus, als Fiete meinte: Rettungswesten an und Lifebelt gleich dazu. Die Achterleine und die Achterspring wurden als kopfhohe Rehling gespannt.
Ich fahre bereits viele Jahre mit der Hanne – noch nie habe ich erlebt, dass der Klüverbaum im Wasser „versinkt“. Heute sollte es mehrmals soweit sein, der Steinbock bekam eine Menge zu trinken.


Antje und ich waren tierisch glücklich vor dem Törn noch in eine Ölzeugjacke investiert zu haben und sie gleich am ersten Tag auf Mark und Nieren zu testen. So wurde jede Dusche mit Lachen und sehr viel Freude aufgenommen. Dank des ganzen Seewassers im Gesicht brauchten wir für die Gurke auch kein Salz mehr, salzig war sie auch so.
Dann die Sensation: „wir machen 7,5 Kt“ (und das nur mit Besan und Fock).
Abends kamen wir nach 40 Sm knülle in Mölle an. Einstimmig von der Crew zum schönsten Hafen des Törns gekrönt.
Erstmal eine Abkühlung im Hafenbecken – ab ins Wasser, schwimmen und tauchen.



Nochmal 40 SM bitte

Am nächsten Morgen beim Frühstück holte Fiete die Seekarte dazu, gemeinsam schauten wir, wohin es heute gehen könnte. Zwei Möglichkeiten standen zur Auswahl – das Ende des Tages würde zeigen wo wir am Abend festmachen.
Der Wind von gestern war zum Glück noch nicht aus der Puste und bescherte uns einen weiteren tollen Segeltag. Allerdings mit weniger hohen Wellen und weniger Duschen für die Crew.
Ich für meinen Teil sollte aber lernen, dass es gar nicht so selten ist, dass zumindest das Klüvernetz im Wasser gewaschen wird. Besonders blöd wenn man gerade im Netz steht um den Klüver zu packen. Aber ein guter Test für die Schuhe – sie hielten was sie versprachen und waren wasserdicht.
Nach knapp 40 SM hieß unser Zielhafen dann Falkenberg. Falkenberg war das komplette Gegenteil von Mölle. Uns gegenüber waren mehrere Trockendocks und ein Hafengelände. Aber dieser Kontrast zum Vortag war sehr reizvoll.

Vielleicht sind wir doch auf einer Expedition

Tag 3 also schon.
Wie gewohnt gab’s als Nachtisch zum Frühstück wieder Seekartenkunde – diesmal sogar mit feststehendem Ziel: Bua Hamn.
Es war warm, sehr warm. Kurze Shorts und Trägershirt die beste Wahl. Ohne Sonnenbrille kaum möglich.
Der Wind stand so gut, dass wir unter Segeln ablegen konnten- wieder ein vollkommen neues Erlebnis auf der Hanne. Hier wird man eben immer wieder überrascht.
Der Tag verging einfach so, es war ein ruhiges Segeln, alle Segel waren gesetzt und wir machten gute Fahrt.
Ich verabschiedete mich für ein Nickerchen ins Klüvernetz – der absolut beste Ort zum Nickerchen machen.
Nach einiger Zeit wieder wach und wieder richtig an „Bord“ traute ich meiner Nase nicht ganz – Kuchen!!! Bettina hat einen unglaublich leckeren Pflaumenkuchen gebacken. Super lecker. Und da war sogar noch ein zweiter, ein Apfelkuchen, allerdings war der schon für morgen.
Wieder gekräftigt, auf einmal Expeditionsgefühle. 97 Jahre altes Schiff, bereits den 56 Breitengrad überschritten. Wir waren etwas Besonderes. Dieser ganze Törn war etwas Besonderes. Aber die Spitze sollte erst noch kommen. Der Blick immer nach vorn, immerhin könnten hier überall Fischerfähnchen sein. Aber anstatt Fischerfähnchen entdeckten wir einen Jungen Falken auf dem Klüverbaum. Er sah erschöpft aus so weit draußen. Aber gesund. Er genoss die Fahrt auf der stolzen Dame, reiste noch ein Weilchen mit, gerade so lange, dass jeder ein Foto oder auch mehrere machen konnte und trat dann seinen Heimflug an. 


Ein Blick zurück, im wahrsten Sinne des Wortes, dann der Aufschrei: „Delfine“, „Delfine im Kattegat? Nein, Tümmler.“, „Nein, Schweinswale.“ Wer weiß, aber sie waren wunderschön. Vollkommen aufgeregt redeten wir durcheinander. Langsam war wieder Ruhe eingekehrt, ich widmete mich meinem 4. Buch – wollte es unbedingt durchlesen. „Robe!!!“ Schnell zur Herkunft der Stimme gedreht und noch gesehen, eine Robe. Unglaublich süß diese Knopfaugen.
Voraus war unser Hafen zu sehen, schwer zu übersehen allerdings auch das Atomkraftwerk. Auf dem Schiff entbrannte eine leise, aber von fast allen geführte Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Atomkraftwerken. Eine „Atomkraft – nein danke“-Fahne hätte manch einer von uns gern gehisst. Stattdessen ärgerte Fiete den Jüngsten: „Lenni, wir müssen die Gastlandflagge noch umdrehen. Das muss man machen, wenn man von einem Hafen in den anderen fährt. Jedes mal.“
Abends im Hafen haben wir dann noch einen wunderschönen Monduntergang gesehen. Ich bin immer noch verwirrt, wenn ich darüber nachdenke, dass der Mond abends gegen 22 Uhr untergegangen ist.


Das Unerwartete kommt nachts

Am nächsten Morgen legten wir mit einer konterlateralen Vorspring ab – immer wieder ein Spektakel. 


Mit gesetztem Groß, Klüver und Besan machten wir gerade einmal 1,5-2 Kt, es war eher ein Treiben als ein Segeln. Jeder an Bord las, schlief, spielte Trinominos (DAS Spiel des Törns) oder entspannte einfach nur. Für uns die „Rossbreiten“ des Nordens.
Gegen 15 Uhr stand es dann fest – heute wird geankert in der Öckerö Kalv. Ankern ist gar nicht so einfach zwischen den Scheren, der Anker sitzt erst beim 2. Versuch fest. 



Die Bucht wurde gegen Abend immer voller, der Wind nahm zu – es versprach eine harte Nacht zu werden, Ankerwachen.
Diesen Abend verschwanden alle sehr früh in den Kojen, wir wollten fit sein für die Wachen. Der Skipper übernahm gleich die erste Wache, vielleicht in der Hoffnung den Rest der Nacht gut schlafen zu können – aber weit gefehlt, ich glaube er hat am wenigsten von allen geschlafen. Antje und ich, bekennende Frühaufsteher erklärten uns bereit die Hundewache von 3 bis 6 Uhr zu übernehmen. Die war echt hart. Ab halb 4 dämmerte es, es war kalt und wir waren doch erstaunlich müde. Ständig der Blick auf den Kompass – befinden wir uns noch bei ungefähr 40 Grad? Sitzt der Anker noch gut? Und der Heckanker, den Fiete und Erik gesetzt hatten? Die zweite Landleine hängt durch, ist unter Wasser! Bewegen wir uns doch auf die Scheren zu? Wieder der bange Blick auf den Kompass.
Die Unruhe kam nicht von ungefähr – in der Nacht ist bei der Yacht neben uns die Ankerleine gerissen, sie sind gefährlich nah an die Scheren getrieben und an uns, um dann vollkommen überstürzt die geschützte Bucht zu verlassen.
Dann, um 5:58 zeigte sich endlich der erste Millimeter Sonne über der Schere. In zwei Minuten wäre auch unsere Wache endlich vorbei. Bis kurz vor sieben blieben wir aber dennoch um diesen atemberaubenden Sonnenaufgang zu genießen.


Der vorletzte Hafen vor Göteborg

Der nächste Tag ging entspannt los, bis auf der Bootsmann und unser Jüngster hatten immerhin alle eine Ankerwachen gehalten. Also gab es erst um 8:30 Frühstück.
Beim lichten des Heckankers war klar, die Sorgen der letzten Nacht waren unbegründet – er saß felsenfest. Es dauerte fast eine Stunde bis er endlich an Deck lag und erforderte die Kraft von drei Männern.
Zur Stärkung gab es wieder Kuchen, Bettina zauberte diesmal mit tatkräftiger Unterstützung von Erik einen Bienenstich und einen Zuckerkuchen – unglaublich lecker, mal wieder.
Heute war die Strecke echt kurz. Nur 15 Sm lagen vor uns. Unser Zielhafen war Donsö, kurz vor Göteborg.
Donsö war noch mal ein schöner Hafen. Die Hanne ist richtig hervorgestochen zwischen all diesen weißen Yachten. 


Nachmittags gingen wir als versammelte Crew an den Strand um nochmal zu baden. Abends gab es wieder eine oder auch mehrere Runden Trinominos und das gute schwedische Bier, mit zu wenig Umdrehungen.


Eine Woche ist vorbei

Unglaublich, unsere tolle Woche ist vorbei, also zumindest in ein paar Seemeilen. Diesen Tag starteten wir super entspannt, spätes Frühstück mit Rührei und Bacon und allen Resten die wir so finden konnten. Eine allgemeine „Trübsinnigkeit“ machte sich breit, am liebsten wären wir alle noch ewig weiter gesegelt, Umwege ohne Ende weiter, immer gen Norden, aber bitte nicht zurück in den Alltag, in die gewohnte Umgebung. Gegen 17:30 legten wir in Göteborg im Frihamn an.
Ein tolles Abendessen bildete den Abschluss einer unglaublich tollen, ereignisreichen Segelwoche.






Danke an diese wirklich tolle Crew, es war super mit euch!!!
Fränze

Fünf Marchtrenker „Rund Rügen“

Fünf Marchtrenker „Rund Rügen“



Nachdem
einer von uns (Gerhard) schon 2x einen Törn auf der Hanne-Marie mitmachte (2013
von Kopenhagen nach Greifswald und 2014 von Rostock nach Greifswald) und vom
Schiff und dem gesamten Vereins-Team zuhause so begeistert erzählte, fanden
sich noch vier gute Bekannte zu einer Segelrunde zusammen: Manfred und Werner
(beide Cousins von Gerhard), sowie Herbert und Hubert. Alle stammen aus
Marchtrenk, einer Kleinstadt in Österreich.

Die
Anreise zum Törn „Rund Rügen“ erfolgte am Sonntag, den 19. Juli untertags im
gemütlich großen Voyager von Werner. Zum Glück versäumten wir die Navi-Hinweise
zur Umfahrung von Berlin – und entgingen damit den durch Unfälle verursachten
Staus auf der Außenringautobahn. Am späteren Nachmittag erreichten wir den
Museumshafen und trafen wenig später unsere Crew – Bootsfrau Ina und Skipper
Friedrich. Bei einem Rundgang konnten wir dann die Hanne-Marie aus nächster
Nähe bewundern und unsere Koje beziehen.

Mo. 20.7.        Greifswald – Stralsund

Der Tag begann etwas hektisch, da auf der Rückfahrt von
der Einkaufstour eine Kontrolllampe beim Voyager ein Motorproblem anzeigte. Zum
(leider etwas verfrühten) Glück sei dies laut Werkstatt ein harmloser Fehler und
Werner schaffte es auch noch dank eines eingelegten Zwischenspurts problemlos aufs
Schiff, sodass wir alle um 11 Uhr die Brücke in Wieck passieren konnten.


Anschließend werden die Segel gesetzt und bei
wunderbarem Segelwetter geht es Richtung Stralsund, wo wir die Zugbrücke um
17:30 passieren.

Nach dem Anlegen nutzen Ina und Gerhard noch die
Zeit für einen überaus interessanten Besuch im Ozeaneum. Stadtbesuch und
Abendessen im „Klabautermann“ beschließen den schönen Segeltag und nach einem
(1) Getränk in der ältesten Hafenkneipe (1352) „Zur Fähre“ geht es gegen 23 Uhr
zur Nachtruhe, wo Freischläferin Ina schon ein schönes Plätzchen an Bord
gefunden hat.

Di. 21.7.         Stralsund – Kloster

Nach dem Volltanken geht es unter Segel Richtung
Hiddensee. Es herrscht rauer Wind und Regen, die immer stärker werden. So
werden Schwimmwesten angelegt und das Großsegel gerefft. Nach der Mittagsjause
wird der Regen durch Sonnenschein ersetzt und bei gutem Wind wird der
Raumwindkurs genossen.

Um 17:30 wird im herrlich gelegenen Ort Kloster
angelegt und die Besatzung nimmt die dort vorhandenen sanitären Anlagen gerne
an, auf die man in Stralsund (wie lange noch?) verzichten musste. Anschließend
wurden im Restaurant „Wieseneck“ hauptsächlich die angebotenen
Fischspezialitäten verspeist. Während Skipper Friedrich und Gerhard noch die
nächtliche Wanderung zum Dornbusch mit herrlichem Sternenpanorama unternahmen, wurde
Manfred von seiner Sorge befreit, dass er den aus Österreich mitgebrachten
Rotwein wieder mit nach Hause nehmen müsste.


Mi. 22.7.        Kloster – Lohme
Bei wenig Wind, aber schönem, warmem Wetter segeln
wir um Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt der Insel Rügen. Zu Mittag bringt
eine warme Suppe und eine kleine Jause Abwechslung in die beschauliche 3-Knoten
Fahrt.

Am Nachmittag steuern wir Lohme an. Nach tapferem
Aufkreuzen unter ständigem Blick auf Lohme – aber ohne erkennenswerten
Raumgewinn – beschließt die Mannschaft, die Segel zu streichen und die
restliche Strecke unter Motor zu fahren. Zum Abendessen verlassen wir die kleine,
wunderschön gelegene Marina und gehen die Stufen hinauf zum Panorama
Restaurant, wo wir neben ausgezeichneter Küche auch einen herrlichen Ausblick
auf die See genossen.

Do. 23.7.        Lohme – Gager

Mit ½–stündiger Verspätung (ungewöhnlich für
deutsche Verhältnisse) bekommen wir die heißersehnten Brötchen für das
Frühstück. Um 9:00 Uhr laufen wir dann aus Richtung Gager. Hohe Wellen und
starker Wind machen es notwendig, Sicherungsleinen zu spannen. Mit einer
Geschwindigkeit von 5-6 Knoten passieren wir unter Segel die berühmten unteren
Kreidefelsen.

Wind und Wellen lassen dann etwas nach und bei
Sonnenschein und idealem Segelwetter segeln wir vorbei an den Strandbädern von
Binz und Sellin. Die Umrundung der Südspitze bei Thiessow und die Anfahrt zur
Fahrtrinne Gager wird windbedingt unter Motor genommen.
Im Hafen hat der Traditionssegler „Flinthörn“ noch
Platz an seiner Seite, was wir gerne annehmen.
Nach dem Abendessen im Gasthaus „Zum Anker“ – einem
unbedingt zu besuchenden Lokal typischer DDR-Prägung – klingt der Abend
musikalisch im Probelokal des musizierenden Kapitäns der „Flinthörn“ aus:
Lieder wie „Männer mit Bart“ werden uns dabei in Erinnerung bleiben.
Fr. 24.7.         Gager – Greifswald

Das vom Hafenkapitän schon gestern Abend zur
Verfügung gestellte Fahrrad erweist sich auch für die Morgentoilette als sehr
nützlich. Wir genießen wieder opulentes Frühstück – und verzehren die letzten
Eier und den aus Österreich mitgebrachten Speck.

Nach dem Auslaufen geht’s Richtung Greifswald – kein
Wind, keine Wellen, spiegelglatte See. Abwechslung bringt die Sichtung einer
Kolonie Kegelrobben, an der wir nach Abstellen des Motors vorbeigleiten. Die
Laute der Robben klingen uns noch lange in den Ohren, während wir gemütlich zum
Heimathafen schippern.

Um 14 Uhr legen wir zum Passieren der Zugbrücke in
Wieck ab und eine ¾ Stunde später haben wir den Ausgangspunkt unseres Törns
wieder erreicht. Vielen Dank an Bootsfrau Ina und Skipper Friedrich für eine
wunderschöne Woche.


Nach dem Abendessen geht es früh zu Bett – um Staus
bei Berlin zu vermeiden, wollen wir spätestens um 6 Uhr Berlin „umrunden“. Da
heißt es bald aufstehen; die vom Chronisten Herbert vermerkte Abfahrtszeit war
3:45.

Die Heimfahrt verlief vorerst problemlos. Um einem
vom Navi vorhergesagten Stau zu umgehen, verlassen wir die Autobahn und während
wir durch einen kleinen Ort fahren: Kontrolllampe rot – Motorproblem – Wagen
rollt aus! Aber Huberts Wissen als LKW-Fahrer ist hilfreich: Er öffnet die
Motorhaube, greift mal auf Schläuche – und siehe da: der Ansaugschlauch für den
Turbo war locker! Schraube mit Taschenmesser angezogen – Problem gelöst –
weiter geht die Fahrt ohne Probleme nach Hause und um 13:30 sitzen wir schon im
Gasthaus, dieses Mal bei typisch österreichischer Küche.
 



Bericht von:
Gerhard



Die Maschine

Unsere „Hanne Marie“ ist ja ein Haikutter. Ausgezeichnet
durch „Schnelligkeit“, vor allem aber eine der ersten Schiffstypen Anfang des
20.Jhd. die eine Antriebsmaschine im Bauch beherbergten. Nun hat das Schiff im
Laufe der Jahre viele viele Maschinen gesehen. Aktuell beherbergt die Hanne
einen englischen Perkins 4-Zylinder Saugdiesel mit 70PS.
Und dieser Freund braucht ab und zu auch etwas mehr
Aufmerksamkeit. Auf der Hintour nach Kiel (zum Hafenfest Kieler Woche) ist uns
aufgefallen, dass der Öldruck bei langer Fahrt ziemlich in den Keller geht.
Also Ursachenforschung: Wie man mal gehört hat, ist Öl sehr wichtig für so eine
Maschine. Öl lässt das Metall gleiten. Wenn zu wenig Öl in die hintersten Ecken
der Maschine gerät, lässt sich erahnen, dass Metall auf Metall reibt. Und wenn
Metall auf Metall reibt, wird es wohl enorm heiß. Und irgendwann verbinden sich
diese zwei Metalle. Die Maschine fährt fest. Aus die Maus. Nichts geht mehr. –
Und das galt es zu verhindern.

Heißt, Techniker kommen lassen, der den Öldruck per
Manometer überprüft. Um auszuschließen, dass die Öldruckanzeige eine Macke hat.
Fazit: Anzeige ok, Öldruck nicht ok. Bewertung: Nicht mehr so weiter fahren.
Schlussfolgerung: Maschine hoch, entweder Öldruckventil, oder Ölsieb, oder
Ölpumpe. In jedem Fall Großreparatur. Naja, hilft ja nüscht. Eine Woche Zeit
für den Spaß. Leider fällt dadurch die Christian-Müther-Gedächtnisfahrt aus.
Aber so können wir leider nicht weiter fahren. 2 Tage Maschine abstöpseln
(Kühlung, Elektrik, Bowtenzüge, Welle) und Kettenzüge anschlagen, um die eine
Tonne Gewicht aus der Bilge zu befreien.
Dann Zoll-Schlüssel-Satz suchen, Ölwanne abbauen. Und dann
von unten in die Maschine schauen. – Quasi ins offene Herz. Da sieht man dann
die Kurbelwelle, Pleuel, Zylinder. So richtig Maschine halt. Und dieses
Öldruckventil. Wird komplett ausgebaut. Das Ding klemmt irgendwie.

Im Prinzip macht das Teil folgendes: wenn im Zylinderblock
zu viel Öldruck herrscht, schwingt über eine Feder ein Kolben zurück. Der öffnet
einen Schlitz, also Bypass und mindestens die Hälfte des Öls schwappt wieder zurück
in die Ölwanne (nicht in den Motorblock). Damit wird der Öldruck reguliert.
Naja, was soll man sagen, genau das war das Problem. Die Feder hat geklemmt.
Zwei drei mal mit dem Schraubenzieher gebohrt. Zack, Feder wieder frei. Öldruck
wieder hergestellt.

Aber aber. Wenn so eine alte Maschine gleich oben ist, kann
man doch auch die Dichtung der Kurbelwelle und Wellendichtung des Getriebes
machen. Kooin Problem. Denkt man vielleicht. Aber mit so einem englischen Motor
ist das Ersatzteile-auffinden gar nicht so einfach. Nach großer Recherche sind
dann schließlich auch alle Teile beisammen. Neue Kurbelwellendichtung,
Wellendichtring Getriebe, Öldruckventil, Ölsieb gesäubert. Dann war da noch
diese Torsionsscheibe. Ein Bauteil, welches die Verbindung zwischen Motor, also
genauer gesagt Schwungscheibe, und dem Getriebe herstellt. Kann man sich
vorstellen wie eine riesige Frisbee-Scheibe mit Loch in der Mitte und Federn
dran. Bei der alten Frisbee waren die Federn schon kurz vor der Abnutzung. Also
kam das Teil auch auf die ToDo-Liste.
Pünktlich am Freitag vor der Gaffelrigg hieß es – alles
wieder zusammen bauen. Ölwanne anschrauben, Kupplungsglocke wieder ran,
Schwungscheibe fest schrauben, Getriebe ran, Motor wieder 1,5m ins Schiff
absenken, mit Propellerwelle verbinden, Strom ran, Kühlung ran, Bowtenzüge ran.
Anschmeißen. – Löppt!

Satter Öldruck von 3,5bar im Leerlauf, so wie das sein muss.
Und jetzt wird auch wieder die hinterste Ecke der Maschine geschmiert!

Tag der Städtebauförderung

Anfang Mai gab es in unserem Heimathafen Greifswald den sogenannten „Tag der Städtebauförderung“.
Für die alte Tante „Hanne Marie“ als ein Mitglied des Greifswalder Museumshafens und der Museumswerft hieß damit, Deck schrubben, Messing putzen und Schiff zeigen!