Am Überwasserschiff
Und jetzt weiß ich, was „absetzen“ ist … (von Christof)
Seit dem ich im letzten Jahr einen Tagestörn auf der Hanne Marie mit segeln durfte, bin ich begeistert vom Schiff und den Leuten, der Hanne Marie. Ziemlich spontan habe ich mich entschieden, mitzumachen und bin ich in den Verein eingetreten …
und somit dabei.
Dabei sein heißt aber auch, mitzuarbeiten bei den Frühjahrsarbeiten am Schiff, also bin auch ich für zwei Tage hin. Dort angekommen und umgezogen bekam ich meine erste Aufgabe …
„Absetzen der Zwischenräume“ der Holzplanken am Unterschiff.
Hm …
absetzen klingt einfach … …
jau mach ich.
Tja und dann bekam ich einen Holzhammer und ein Kalfateisen in die Hand und musste Zentimeter für Zentimeter das Kalfateisen in die Zwischenräume zwischen die Bootsplanken schlagen um zu prüfen, ob diese nachgeben und repariert werden müssen oder noch ok sind.
Jetzt weiß ich auch, warum man mich vorgewarnt hat, ich habe Muskeln entdeckt, von denen ich nicht mehr wusste, dass sie weh tun können 🙂
und jetzt weiß ich, was absetzen ist.
Trotzdem …
es waren tolle Tage, die ich mitarbeiten konnte, mit tollen und vor allem sehr geduldigen Menschen, die mir in Ruhe alles erklärt haben, was ich wissen wollte und musste.
Danke dafür an euch Karla, Benny und Perry.
Christof
Beim Kalfaten
Anschließend werden die Nähte mit Pech (kochendem Teer) überstrichen.
Es wird Kalfatet was (damit) das Werk hält.
Arbeiten …
Die Hanne wird geslippt
Saisonstart heisst ….
bauen bauen bauen…
Nur der Kiel bleibt in diesem Frühjahr zum Glück verschont.
Das Steuerrad geht mit Friedrich auf die Reise in die Hauptstadt
Restarbeiten…
Damit die Hanne Marie beim Segeln nicht umkippt, müssen jetzt die Gewichte eingebaut werden. Zuerst werden sie mit dem Gabelstapler (das Werft-Muli) so nah wie möglich zum Schiff gebracht und sorgfältig abgestellt.
Zum Glück steht der Mast schon wieder, wir bringen den Großbaum an und hängen daran einen Flaschenzug, denn die Gewichte sind schwer. Verdammt schwer. Und viele.
Mit dem Flaschenzug geht es ganz gut und flott.
Bevor die Gewichte verstaut werden, wird noch die Idee mit der Kette umgesetzt: Wenn sich Wasser in der Bilge sammelt, soll es möglichst ungehindert von Schmutz und Gritz an den tiefsten Punkt fließen, denn dort sitzt die Pumpe. Zu diesem Zweck sind an den Spanten kleine Durchlässe, die sich aber gern zusetzen. Durch diese Durchlässe haben wir mit ziemlichem Aufwand Ketten gezogen, die kann man jetzt gelegentlich hin- und herziehen, und damit die Durchlässe putzen.
Jetzt werden die Gewichte verkeilt, damit sie auch auf abenteuerlichen Kursen und in aufregenden Schräglagen nicht auf die Idee kommen, durcheinanderzupurzeln.
Derweil passierte aber auch anderes. Peter richtete sich häuslich unter der Maschine ein, um die neue Welle anzubauen und das Maschinenfundament anzupassen. Ein großes Glück für die Hanne Marie, einen Fachmann zu haben, der in unermüdlichem ehrenamtlichen Einsatz die Maschine adoptiert! Vielen Dank!
Das erste Segel ist angeschlagen, jetzt sieht die Hanne schon wieder viel mehr wie ein Schiff aus.
Und hier glänzen die neuen Nagelbretter, frisch mit Benar geölt.
Am Sonntag nachmittag, als diese letzten Bilder entstanden sind, war noch viel zu tun. Jetzt, am Mittwoch, sollte auch „Restarbeiten II“ erledigt sein und die Hanne Marie auf dem Weg nach Stralsund. Einen abschließenden Baubericht wird es bestimmt demnächst geben, trotzdem schon mal allerherzlichsten Dank an alle, die in dieser wirklich aufwändigen Bauphase mitgearbeitet haben. Das wird noch ein wunderschöner Segelsommer!
Seit dem 11. Mai steht die Hanne Marie wieder auf eigenem Kiel!
Am 11. Mai fehlten noch zwei Planken, die Jakob aber denn flott und fachgerecht einpasste und ranbolzte, worauf Cathrin sofort die Schrauben- und Bolzenlöcher verproppte.
Jetzt noch schnell die Sandbohle in Form bringen und dann sieht das ganze eigentlich schon wieder aus wie ein Schiff und kann dann auch wieder wie ein Schiff auf dem eigenen Kiel stehen.
Eine Kalfat-Naht mindestens soll vorher in der Sponung versenkt werden, außerdem muss das frische Holz dringend mit Primer vor dem Austrocknen geschützt werden. Darum gibt es erst eine schnelle Runde kalfatern und pinseln.
Jetzt soll die Hanne Marie aus ihrem Pallturm-Korsett befreit werden. Das ist nicht ganz einfach, denn zunächst muss das Schiff
angehoben werden, damit es sich von den Palltürmen erhebt und auf die
Klötzchen gestellt werden kann.
Für diesen Zweck gibt es erstaunliche Wagenheber. Erst wurde der Hintern angehoben, da wollte sogar er erstaunliche Wagenheber Unterstützung. Aber das war noch nicht so gefährlich, denn vorn lag die Hanne ja noch im Pallturmbett, da kann sie nicht kippen (jedenfalls nicht so einfach).
Hinten hat es geklappt, für das Hochpumpen vorn braucht es Unterstützung: Bemannte Stempel werden angebracht, vorsichtig drehen vier Helfer jeden Millimeter mit, die der erstaunliche Wagenheber die ungefähr 30 Tonnen anhebt.
11. Mai, 18.25 Uhr: Die Hanne steht wieder auf ihrem Kiel. Die Palltürme können weg.
Zuerst steht die Hanne nur vorn und hinten auf den Klötzen, da sie ein bisschen verbeult war: Zwischen die beiden mittleren Klötzchen passt noch ein Daumen. Sinnvoll ist es aber nicht, die Finger dazwischenzustecken, denn wie geplant sorgt die Schwerkraft dafür, dass sich das Schiff in der Mitte senkt. Schon nach zwei Tagen passt gerade noch ein Blatt Papier zwischen Kiel und Klötze. Also Finger weg.
Damit ist die Arbeit noch nicht fertig. Damit die Hanne Marie wieder ins Wasser kann, müssen nicht nur die Nähte der neuen Planken gedichtet werden, sondern auch alle anderen Nähte zumindest nachgedichtet, da sie durch den langen Aufenthalt an Land ausgetrocknet und gerissen sind. Kalfaten ist ja leider nicht jedermanns(fraus) Sache, da nur wenige den Mut aufbringen sich mit Schwung und Freude auf die Finger zu hauen, aber auch rund ums Kalfatern gibt es „Mädchenarbeiten“, wie zum Beispiel Zöpfe drehen. Ganz traditionell sitzt man dabei in der Sonne und zwirbelt die ölgetränkten Hanffasern auf dem Knie, schneller geht es mit dem Akkuschrauber:
Und hier sind die KalfaterheldInnen von Dienstag: Karla, René und Karsten.
Mehr davon kann die Hanne gut gebrauchen, denn Pfingstsonntag soll sie wieder schwimmen! Wer also ein bisschen Zeit hat, hat keine Ausrede. Denn nicht nur die Nähte warten, es muss auch der Mast wieder gestellt, Motor, Welle und Ruder wieder angebaut werden. Die Gewichte (s.u.) wollen in der Bilge verstaut werden, und dann sollte es vor der ersten Tour auch innen wieder gemütlicher werden.
Kommt also zahlreich, jede Hand wird gebraucht und garantiert gibt es für jedes Talent die passende Beschäftigung.
Frisch lackierte Nägel und ein Rätsel zum Kiel
Ende April ist der neue Kiel fest verbolzt und jetzt geht es an die Feinarbeiten: Der Vordersteven ist schon fertig angepasst und gehobelt:
Damit nachher die Planken und die Bodenwrangen und Spanten ordentlich zusammenpassen, braucht der Kiel eine Sponung. Nach so viel grobem Bootsbau mit Motorsäge und gewaltigem Kuhfuß geht es plötzlich um Millimeter, die in Handarbeit mit dem Stemmeisen der Eiche weggenommen werden. Das sieht dann schon beeindruckend aus.
Derweil gehen aber auch die Mädchenarbeiten weiter: Nicht etwa mit Sauerkirschen, auch nicht mit Gurkenwasser, sondern mit portionsweise abgefülltem Holzschutzöl Benar werden die Hölzer liebevoll bemalt.
Hier sehen wir frisch lackierte (Beleg-) Nägel, an denen wir später (hoffentlich bald) wieder Fallen und Schoten belegen werden.
Das sind die Backskisten, deren finaler Anstrich in der Frühlingssonne schnell trocknet.
Und auch das Mastspitzenzwiebelchen ist geflickt und leuchtet wieder in schneeweiß.
Jetzt noch das Rätsel zum Kiel. Es folgen zwei Bilder vom Kiel der Hanne Marie, finde sieben Unterschiede.
Und hier kommt schon die Auflösung:
- Auf dem ersten Bild ist der neue, auf dem zweiten der alte Kiel.
- Auf dem ersten Bild ist der Kiel im Ganzen, auf dem zweiten in Stücke gesägt.
- Auf dem ersten Bild ist der Kiel fest mit dem Schiff verbunden, auf dem zweiten liegt er auf dem Hof rum.
- Auf dem zweiten Bild sieht man olle Nägel und Bolzen herausragen, auf dem ersten Bild sind die alle ordentlich versenkt.
- Der Kiel auf dem zweiten Bild ist ungefähr einen Meter kürzer als der auf dem ersten (ok., da muss man schon sehr genau hinschauen)
- Auf dem ersten Bild sieht man deutlich, dass da am hinteren Ende eine Ecke ausgesägt ist, auf dem zweiten kann man nicht mal genau sagen, wo vorn und hinten ist.
- Der Kiel auf dem ersten Bild hat eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, für die nächsten hundert Jahre wird er unter dem Schiff das Kielschwein bändigend über die Weltmeere fahren. Der Kiel auf dem zweiten Bild hat das die letzten hundert Jahre gemacht und ist jetzt beschäftigungslos.
Aber sollen wir ihn einfach herzlos wegwerfen?
Irgendwie ist das doch zu schade.
Jetzt kommt die eigentliche Rätselfrage: Was machen wir mit dem alten Kiel?
Hat irgendwer eine gute Idee, was man mit ungefähr 12 m schwerem, schmuddeligen, ausgefransten Holz anfangen kann, möglicherweise auch mit dem Gedanken, daraus einen Zuschuss zur Reparaturkasse zu erwirtschaften? Über zahlreiche Anregungen an segeln@hanne-marie.de freut sich die Hanne Marie.