Der Oktober

Im Herbst kommt ja der Maler und verwandelt die Welt. Wir konnten ganz
deutlich erkennen, dass dieser Herr auch Klempner ist und durchaus den
Stöpsel aus der Wanne zieht!

Auf einmal waren wir doch tatsächlich im
pommerschen Wattenmeer unterwegs, zwischen Barth und Hiddensee. Nett
zu beobachten war auch die praktische Seemannschaft, die ja viel mit
Erfahrung zu tun hat. Wir erkennen, Bücher eignen sich für gemütliche
Mußestunden, Zeitungen eher nicht!

Und dass man sich gegen niedrigere
Temperaturen schützen kann, beweist unsere Steuerfrau. Eindeutig hat
sie den Rat der Alten befolgt: zieh Dich an, bevor du frierst!

Durch den September

Wo wollt ihr denn hin, schien uns die Möwe zu fragen. 

Bei den seltsamen Winden war das für den September gar keine schlechte Frage, aber wir haben es dann doch noch nach Bornholm geschafft.

Zur Belohnung gab es Blaubärkuchen aus der Kombüse

mit frischer Schlagsahne.

Als nächstes standen dann Brombären auf dem Zettel. Dafür mussten wir uns aber erst nach Hanö bewegen. 

Und damit das ganze nicht in Schmaus und Braus endete,

drehte der Wind endlich für uns und wir sind auf
dem Rückweg dann richtig gesegelt!

Selbst der Steinbock hat mal wieder was zu saufen gekriegt.

August 2010

Eindrücke einer Reisenden
Ich? Mitsegeln? – Warum nicht! Das macht man nicht alle Tage. Wo soll’s denn hingehen? Nach Dänemark?- Das hört sich gut an.
Und so geht die Landratte an Bord.

Barth – Vitte (Hiddensee) – Klintholm (Møn) – Nysted (Lolland) – Warnemünde – Rostock

Tag 1

Unsere Tour beginnt am 31.07.2010 in Barth. Es sind die 17. Barther Hafentage und viele Gäste werden erwartet. Die ersten Rundfahrten werden gemacht… ein Gläschen Sekt, ein paar nette Anekdoten zur Seefahrt und zum Schiff… und schon bald heißt es Segel setzen. Die Großschot besetzen, den Bullenstander setzen, den Klüver auspacken… Die Gäste sind alle mit Begeisterung dabei… und so langsam lichtet sich der Seemannsdschungel. Ich lerne die ersten wichtigen Sachen der Seefahrt kennen – Fock, Schot, Piek und Klau – sind mir schon bald ein Begriff. Das Abenteuer Seefahrt kann beginnen.
Romatische Stimmung kommt auf, als wir die Abendtour fahren… Langsam erahne ich, woher die Begeisterung der eingesessenen Seebären kommt.
Und nun packt mich selbst das Reisefieber. Ich will hinaus auf die offene See!

… Und schon am nächsten Tag soll es losgehen. Die Wochengäste reisen an. Das Ziel ist Dänemark!

Tag 2
Die Segel sind gesetzt, die Fender gut verstaut, alle Leinen los… Das Wetter ist ideal zum Segeln.
Langsam gleiten wir auf dem offenen Meer dahin. Der Wind trägt uns Richtung Norden. Eine wunderbare Atmosphäre. Wohin man schaut… überall nur Wasser. Hier kann man die Weiten der Welt förmlich spüren. Ein wunderbares Gefühl an Deck zu liegen… während die Sonne scheint und man langsam durch die Wellen in den Schlaf gewiegt wird. Wir haben einen weiten Weg vor uns. Doch die Segel bringen uns schnell voran.

Doch dann plötzlich – ein Sturm zieht auf… heftig peitscht der Regen übers Deck. Das Unwetter kommt in Sekundenschnelle. Das Schiff schaukelt. Schnell die Segel runter. Ein bisschen mulmig wird mir schon. Aber ich wollte ja segeln… Auch schlechtes Wetter gehört dazu. Dann denke ich mir… dieses Schiff ist 91 Jahre alt… es wird doch nicht gerade heute sinken.
Der Gedanke beruhigt mich.
Irgendwann ist alles überstanden. Die See beruhigt sich. Und ich bin noch ganz ergriffen von dem, was ich da gerade erlebt habe. Der Sturm ist vorüber, das schöne Wetter leider auch. Es regnet sich ein. Aber wir lassen uns nicht beirren und nehmen wieder Kurs auf. Die Hanne trägt uns sicher in den Hafen.
Spät am Abend legen wir in Vitte (Hiddensee) an. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Nun noch schnell das Schiff mit Strom und Trinkwasser versorgen. Ich bin erschöpft, will nur noch schlafen. Ein Glück, dass die Kojen an Bord so bequem sind…

Tag 3
Schon früh am nächsten Morgen brechen wir – gezwungenermaßen… was soll man machen, wenn ein viel größeres Schiff gegen 6.00 Uhr in der Früh in dem kleinen Vitter Hafen ablegen will – wieder auf.
Dicke Regenwolken bedecken den Himmel. Mit aller Kraft kämpfen wir gegen die störrische See an. Doch das Wetter soll sich noch im Laufe des Tages zu unserem Guten wenden. Und so klart der Himmel am Nachmittag auf und die Segel können doch noch gesetzt werden.

Der frühe Aufbruch beschert uns einen ganzen Nachmittag in Klintholm auf der schönen dänischen Ostseeinsel Møn. Ein Ausflug zum Strand ist auch etwas Herrliches! Und so genießen wir den schönen Nachmittag an Land. Und in dem kleinen Klintholmer Hafen kommt bei Pellkartoffeln und Quark richtige Seemannsstimmung auf.

Tag 4 und 5
Am nächsten Morgen geht es weiter nach Nysted. Hier werden wir schon erwartet, denn am folgenden Tag soll die Haikutterregatta nach Rostock stattfinden.
An Bord werden bereits erste Vorbereitungen getroffen. Messing putzen, das Deck schrubben und Segeltuch flicken… die Hanne soll glänzen!
In Nysted werden wir herzlich begrüßt und gut umsorgt von den dänischen Organisatoren. Es gibt Instruktionen… Wann geht es los? Wo ist die Startlinie? Welches Wetter ist zu erwarten? Welchen Kurs können wir nehmen?… Das klingt alles so aufregend! Wir bekommen die Startnummer 13… na ob das wohl Glück bringt?!
Am nächsten Tag sind wir die ersten, die Richtung Startlinie aufbrechen. Vorbei geht es an dem großen Offshore Windpark vor der dänischen Küste. Und schon bald wimmelt es auf dem offenen Meer von Haikuttern. Ein wunderbarer Anblick!

Wir wollen gewinnen… doch leider spielt der Wind ein anderes Spiel… nachdem wir zwei Stunden verzweifelt gegen ihn ankämpfen, geben wir auf. Der Motor wird angeschmissen, schließlich wollen wir noch heute in Warnemünde ankommen.

Tag 6-9
Noch einmal das Schiff volltanken, alle Leinen einholen und dann geht es auf von Warnemünde in den Rostocker Stadthafen.
In Rostock heißt es dann Abschied nehmen von den Wochengästen. Irgendwie schade… so eine gemeinsame Woche auf See ist schon etwas Besonderes und ruft ein gewisses Gemeinschaftsgefühl hervor.

Aber schon bald gibt es wieder Grund zur Freude. Die Hanse Sail beginnt!

Jetzt stehen uns 4 Tage Jubel und Trubel bevor. Es gibt viel zu sehen. Hunderte Schiffe sind unterwegs. Eine wahre Pracht für alle Schiffsliebhaber!
Wir fahren Tagestouren, Nachmittagstouren, Abendtouren… immer wieder sind neue Leute an Bord. Sie alle genießen die Seefahrt und staunen über die verschiedensten Schiffstypen.
Ein paar nervenaufreibende Situationen gibt es aber auch. So schön die Abendfahrten auch für die Gäste sind… für den Skipper und seine Bootsmänner ist es eine anstrengende Sache das Schiff sicher durch die Fahrrinne zu bringen. Viele Schiffe sind unterwegs. Höchste Konzentration ist gefragt, um das Schiff, zwischen den ganzen Schiffen, Fähren und Ruderbooten wieder in den Hafen zu steuern. Hier heißt es Seekarten lesen und bloß keine der Tonnen übersehen. Schließlich ist uns allen die Hanne lieb und teuer und wir wollen kein Risiko eingehen!

Auch ich merke bald, dass es viel an Bord zu tun gibt. Kaffe kochen – abwaschen – Essen kochen – Essen servieren – abwaschen – Kuchen servieren – abwaschen – das Schiff putzen… ja das Leben als Bootsgehilfe ist schon nicht leicht.
Und neben all den tollen Erfahrungen und Eindrücken, ist die Hanse Sail für alle Bootsleute auch eine anstrengende Sache.
Aber Stress hin oder her… die Tage an Deck bleiben ein unvergessliches Erlebnis. Und der wunderbare Anblick der vielen Schiffe bei Sonnenuntergang auf dem offenen Meer, wird sich noch lange im Gedächtnis halten.

Es ist erstaunlich, wie schnell die Hanne Marie es geschafft hat, aus einer Landratte wie mir in eine echte Segelbegeisterte zu machen.
Und eins weiß ich ganz genau… Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei…
fk

Juli 2010

„Das Leben an Land war große Scheiße!“, hat der ehemalige Hafenkapitän Siggi Rust einst verkündet. Und das als einen göttlichen Ausspruch bezeichnet, mit dem jener beschloss, die Seefahrt zu erfinden.
So ganz in seiner Totalität wollen wir uns nicht unbedingt, nicht jeden Tag, also es gibt auch Ausnahmen, allerdings, na jedenfalls, gut dass wir wieder unterwegs sind! Nach der harten Bauphase im nicht enden wollenden Winter geht es endlich wieder um die wichtigen Dinge. Da muss auf etwas unorthodoxe Weise das Abwaschwasser transportiert werden,

knattern die Fahnen im Wind,

erlebt man Sonnenuntergänge,

dass es einem glatt die Schuhe auszieht,

segelt das Mittelalter neben dem schnellsten Segelschiff der Welt (Rekord, 100km/h!),

nähen fleißige Bootsmänninin über Nacht die Segel,

fungieren die Beine als Krängungsmesser und so weiter und so weiter.

Also heisst es jetzt, das Schiff genießen, den Sommer tanken und das Arbeitsbuch nicht vergessen, damit die nächste Reparatursaison noch koordinierter vonstatten geht! rf



Frühling

Die Ostseeklinik

Bald wird die Hanne Marie entlassen.
Nur noch wenige Tage und sie hat wieder Wind in den Segeln.
Nachdem das Eis aufgetaut ist, leider natürlich viel zu spät, konnten die Reparaturarbeiten beginnen.  
Hier die „kleine“ Liste: 
13 Relingstützen neu, Reling neu, Schandeckel neu, 20 m Planken neu, Unterwasserschiff komplett neu, 150 m neu kalfatert und geteert und gefühlt an jeder Schraube mindestens einmal gedreht – In anderthalb Monaten.
Die OP’s sind fast vorbei, die alte Tante erstrahlt jetzt in neuem Glanz. Ja sie ist um einige Jahre jünger geworden, ganz ohne Botox!
Und das ist besonders René, dem leitenden Oberarzt zu verdanken, der unermüdlich die Eingriffe von Sonnenaufgang bis -untergang, meist sogar länger, durchführte. Viele Assistenzärzte und Schwestern halfen der Dame wieder auf die Sprünge, auf das das Anti-Aging länger anhält!
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Januar/Februar 2010

Endlich wieder Winter!

Mit Schnee und Minusgraden die kein Ende finden. Messerscharfe Ostwinde und strahlende Sonne. Und was macht die Hanne? Hält Winterschlaf! Mal wieder, aber der Frühling naht. Es wurden schon die ersten Plusgrade gesehen, zwar viel viel weiter südlich, aber das heißt, sie sind nicht erfroren! Also halten wir aus, streichen die Tage im Kalender ab und planen die anstehenden Reparaturarbeiten.

Denn die sind nach unserer letzten Pol-Expedition dringend nötig!

Oktober 2009

Farben
Im Sommer guckt die Tonne einen guten Meter höher aus dem Wasser. Jetzt zeigt sie deutlich; die Zeit ist abgelaufen, die Saison geht zu Ende, es wird Herbst.
Und damit der Abschied auch schön schmerzhaft ausfällt, macht der Oktober das, was er am besten kann. Farben. Dann tauchen die Landschaften auf wie Terra Incognita. Die Fotoapparate klicken, Maulaffen werden feil gehalten und Goethe ist da mit seinem -Verweile doch! du bist so schön!
Aber halt, war das nicht der Teufelspakt? Doch da ist er schon vorbei, der Moment. Die Farben machen der Nacht Platz. Sterne, so weit das Auge reicht, nur unterbrochen vom Leuchtfeuer der Greifswalder Oie, das immer wieder seinen Strahl durch die Finsternis schickt. Stunde um Stunde, Tag um Tag. In den kalten, nassen November, den dunklen Dezember, den eisigen Januar, den stürmischen Februar, matschigen März und verheißungsvollen, betrügerischen April. Und dann werden wir wie neu den Frühling entdecken und die See und den Wind und nichts, nichts wird uns…
Bis zum Oktober, der mit seinen Farben schmerzhaft daran erinnert, das das Stundenglas umgedreht wird und umgedreht wird und umgedreht wird.

 



September 2009

Segeln
Der Zustand des Segelns ist ja dann erreicht, wenn das Schiff nur durch den Wind vorwärts getrieben wird. Allerdings kann der Mensch ja nicht ohne Ziel. Da haben wir dann im September auch mal zwei Tage gebraucht, um aus dem Bodden raus auf die offene See zu kommen. Am ersten Tag sind wir gegen zehn Uhr in Greifswald-Wieck los und hatten 19 Uhr in Thiessow/Rügen fest gemacht. Hoch und runter sind wir den Bodden gekreuzt. Der Wind kam aus Nordost und genau da wollten wir hin.
Wir haben, reine Segelzeit, 6 Stunden gebraucht und fünf Wenden um die 15 Seemeilen gegen den Wind zu gewinnen. Am nächsten Tag ging es fast so weiter, aber dann hat der Wind doch merklich für uns gedreht. Allerdings geht es auch anders. Im T-Shirt in der warmen Spätsommersonne sitzen, alle Lappen setzen, um zum Ziel gehaucht zu werden. Und wenn man dann gefragt wird, ob das jetzt mit dem Wind immer so ist, merkt man, dass man diese Frage gar nicht beantworten kann. Nur mit dieser lapidaren Bemerkung, man weiß es nicht. Mal ist es so und mal so. Und morgen wieder anders. Segeln ist schon ein sehr grober Begriff.

 


August 2009

Welches Können erwartet das Schiff von seinen Bootsleuten?
Sie müssen es verstehen, ein Schiff zu bemasten, Wandtauen und Stagen anzulegen, Blöcke zu stroppen und anzunähen, alle Arten Splissungen, Stiche, Schläge und Knoten zu machen, die Segel anzuschlagen, abzuschlagen, sie zu beschlagen und mit ihrem Tauwerk zu versehen, sie zu geien, zu reefen und auf alle Arten zu regieren und zu handhaben; ferner die Anker aus und ein zu bringen und alles was dazu erfordert wird; zu steuern, zu rojen, zu lothen, die Kanonen aus und ein zu holen; zu stauen und überhaupt jede Arbeit die zur Bemastung, Betakelung und Regierung des Schiffes erfordert wird…(aus: Himmelsbesen über weißen Hunden, Verlag für Verkehrswesen, 1981, S.103.)
Und? Sieht man es ihnen nicht an? Unseren gestählten Bootsleuten! Nichts haut sie um, jederzeit auch zu den ungeliebten Arbeiten bereit, ob Wind ob Sturm, bei Tag und Nacht immer auf dem Posten und dabei bescheiden und nie maulig auch mit den Resten aus der Kombüse zufrieden!